Zur Geschichte der Balintarbeit und der Balint-Tage am Bodensee

1961 kam der ungarische Psychoanalytiker Michael Balint (1896 –1970) erstmals nach Sils, um dort seine Methode zu demonstrieren, die er um 1950 mit einer Gruppe von praktizierenden ÄrztInnen in London entwickelt hatte. Das Ziel war, das Beziehungsgeschehen in den Sprechstunden zu erforschen und zugleich den TeilnehmerInnen dieses „Trainings" ein vertieftes Verständnis zu ermöglichen für dieses Geschehen und für erwünschte und unerwünschte Wirkungen der „Droge Arzt" (siehe auch http://www.balint.ch/seiten_de/literatur.html)

Das war der Grundstein für die seither alljährlich stattfindende Silser Studienwoche (siehe
www.sils-balintwoche.ch ). Die TeilnehmerInnen dieser Wochen waren fast ausschliesslich ÄrztInnen aller Fachrichtungen und PsychotherapeutInnen, obschon sich die Balintarbeit mit den Jahren auch in andern Berufsfeldern (z. B. Pflege, Sozialarbeit, Seelsorge, Schule etc.) bewährt und etabliert hatte.

Deshalb beschlossen einige Balintgruppen-LeiterInnen* der Schweizerischen Balint-Gesellschaft, eine ähnliche, jedoch stärker interdisziplinär ausgerichtete Veranstaltung anzubieten. Bewusst sollten Berufsleute mit unterschiedlicher Grundausbildung zusammen gebracht werden, die auch sonst im Alltag in Praxen und Spitälern fruchtbar zusammen arbeiten. Gemeinsamer Nenner sollte sein, dass sie alle beruflich mit PatientInnen / KlientInnen arbeiten und am Beziehungsgeschehen in der Arbeit interessiert sind.

Im Jahre 2000 fanden die ersten Interdisziplinären Balint-Tage auf Wartensee statt. Bei der Arbeit in Gross- und Kleingruppen während zweieinhalb Tagen wurde die Gelegenheit geboten, Balintarbeit kennen zu lernen und intensiv zu erleben. Dank der interdisziplinären Zusammensetzung der Gruppen ergab sich dabei jeweils ein besonders vielseitiges Bild der Beziehungen, deren Geschichten vorgestellt wurden.

Seit 2005 werden die Interdisziplinären Balint-Tage durch ein Gastreferat zu einem speziellen Aspekt therapeutischer Beziehungen eingeleitet (siehe „
Frühere Tagungen"). Die übrige Zeit ist weiterhin der Balint-Arbeit in Gross- und Kleingruppen gewidmet, und damit dem Training im vertieften Wahrnehmen der Dynamik in therapeutischen Beziehungen vorbehalten.

In den Jahren 2000 - 2011 fanden die Interdisziplinären Balint-Tage auf Schloss Wartensee in Rorschacherberg statt.

Seit 2012 dient
Schloss Wartegg in Rorschacherberg für die Interdisziplinären Balint-Tage am Bodensee als Tagungsort.






*) Felix Altorfer, Heinrich Egli und Samuel Wiener

Porträt: Michael Balint (skizziert von Sàndor Ferenczi)